Burnout, Dauerbelastung, Überforderungen im Berufsfeld der sozialen Arbeit, Pflege, Erziehung oder Betreuung sind keine Seltenheit. Viele Angestellte versinken fast unbemerkt in Ablenkungsstrategien, die Ihnen nicht guttun. z.B. abends regelmäßig Alkohol zur Beruhigung trinken oder zu viel shoppen oder Schmerzen mit Medikamenten betäuben.
Im Gespräch mit Nicole berichte ich über den Ansatz bei sozial berufen. Wie wir aus der Helfer-Spirale ausbrechen und gesund bleiben.
Der Schlüssel ist das Verlassen des Opfer – (Engel – Helden) – Täter Kreislaufes.
Mehr erfährst Du im Podcast von Nicole Kern der Jugendexpertin mit Spezialisierung auf Systemsprenger. Es war ein anregender Austausch zu Themen, die fast alle Beschäftigten in sozialen Berufen betreffen.
Eine erste und schnelle Hilfe für Dich, falls das Thema des überdurchschnittlichen Engagements auch für Dich zutrifft – findest Du im kostenfreien PDF. Am Ende dieser Seite verlinkt.
Das Interview zum Thema Burnout und soziale Berufe
Unser sehr persönliches Gespräch fand online statt. Nicole schaute in Spanien in die Laptopkamera und ich in Brandenburg.Wir kamen in einen regen Austausch, der vieles über Nicole und auch mich offenbart.
Nicole berichtet sehr authentisch über ihre eigenen Erfahrungen und wie das Besinnen auf eigene Gefühle und Bedürfnisse auch Türen zu Jugendlichen öffnete. Mehr zu Nicoles Spezialgebiet -den Systemsprengern – erfährst Du in einer Anschlussfolge. Wir haben eine weitere Folge für den sozial berufen Podcast aufgenommen. Hier berichtet Nicole von den neuen Menschenrechten und wie das grundlegend pädagogische Arbeit verändern kann.
Natürlich findest Du auch auf ihrer Homepage hilfreiche Artikel, Podcast und Seminare: hier lang zur Webseite: https://www.nicolekernjugendexpertin.net/
Die 12 Burnoutstufen
Im Podcast habe ich einen Versprecher. Ich rede über 15 Stufen. Genau genommen gibt es verschiedene Abhandlungen über Stufen im Burnout.
Im Phasenmodell nach Prof. Dr. Matthias Burisch gibt es sieben Stufen.
Das Phasenmodell nach Herbert Freudenberger und Gail North unterteilt in 12 Stufen.
Definition Burnout
Burnout: ICD-10 und ICD-11
Nach der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“, dem ICD-Code („International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”), wird Burnout als Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung inklusive „Ausgebranntsein“ und einem „Zustand der totalen Erschöpfung“ eingestuft (ICD-10). In der deutschen Klassifikation (ICD-10-GM) wird Burnout der Kategorie Z73 zugeordnet.
Seit Januar 2022 gibt es eine neue Version, die ICD-11. Darin wird Burnout als Syndrom durch „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“ definiert. Das Syndrom beschränkt sich demnach nur noch auf den Arbeitsplatz und nicht mehr auf andere Lebensbereiche.
Menschen, die sich in ihrem Beruf sehr stark engagieren, Menschen mit einem Helfersyndrom und chronischem Stress sind besonders gefährdet, ein Burnout-Syndrom zu entwickeln.
Burnoutphasen nach Freudenberger und North
- Phase 1: Der Zwang sich zu beweisen – Diese Phase ist durch übersteigerten Ehrgeiz und Perfektionismus gekennzeichnet, die/der MitarbeiterIn möchte seine Sache besonders gut machen, beinahe zwanghaft ist die Vorstellung, nicht mehr als 100 % zu geben, angstbesetzt.
- Phase 2: Verstärkter Einsatz – Das Gefühl aus Phase 1 baut sich weiter auf, häufig verknüpft mit dem Gefühl, alles selbst und insbesondere dringlich machen zu müssen. Aufgaben werden besonders rasch erledigt. Etwas zu delegieren fällt schwer.
- Phase 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse – Betroffene empfinden diesen beruflich „toughen” Zustand als normal und beschreiben ihn sogar als angenehm. Soziale Bedürfnisse werden sekundär empfunden. ArbeitskollegInnen, die diesen Bedürfnissen nachgehen, werden manchmal sogar abgewertet. Der Lebensstil wird zunehmend ungesünder und es treten erste kleinere Fehlleistungen auf.
- Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen – Zunehmende Konflikte mit Arbeitskolleginnen, der Partnerin/dem Partner werden ebenso wenig wahrgenommen wie Schlafmangel und erste körperliche Symptome. Außerdem mehren sich Fehlleistungen wie vergessene Termine, Terminkumulationen, Unpünktlichkeit, sonstige Fehler etc.
- Phase 5: Umdeutung von Werten – Die Wahrnehmung verändert sich, die Betroffenen stumpfen ab, werden oft hart und berechnend. Der Zeitbegriff ist gestört, es gibt nur mehr die Gegenwart, Personen und Dinge, die den Betroffenen vormals wichtig waren, treten hinter die Arbeit zurück. Der persönliche Horizont verengt sich.
- Phase 6: Verleugnung der Probleme – Betroffene begegnen ihrer Umwelt zunehmend zynisch, verbittert und mit Härte, in weiterer Folge beginnen sie sich abzukapseln. Ungeduld, Intoleranz, latente und/oder overte Aggressivität prägen den Umgangston. Die Leistungseinbußen sind deutlich merkbar, ebenso körperliche Beschwerden.
- Phase 7: Rückzug – PartnerIn, Familie und Freunde werden jetzt als Belastung, oft sogar als feindlich erlebt. Kritik wird nicht mehr ertragen; die Betroffenen beschreiben sich als orientierungslos und ihren Zustand als hoffnungslos. Um sich eine Freude zu machen, stürzt man sich in Ersatzbefriedigungen. Beruflich leisten Betroffene oft nur noch Dienst nach Vorschrift.
- Phase 8: Verhaltensänderung – Den Betroffenen wird zunehmend alles egal, sie werden im Sinne von Martin Seligmans (1975) apathisch und häufig zeigen sich jetzt auch paranoide Tendenzen; alles wird als Angriff erlebt. Jede zusätzliche Arbeitsanforderung empfindet man als Belastung; die Betroffenen greifen auf Ausflüchte zurück.
- Phase 9: Depersonalisation – Menschen in dieser Phase haben das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein; sie beschreiben sich als „Maschinen die funktionieren (müssen)” und sehen ihr Leben als sinnlos und unentrinnbar. Sie vernachlässigen ihre eigene Gesundheit.
- Phase 10: Innere Leere – In dieser Phase sind die Betroffenen bereits völlig mutlos, leer, nutzlos, ausgezerrt, ängstlich bis panisch. Phobien und Panikattacken sind möglich.
- Phase 11: Depression – Das Stadium der Depression ist von tiefer Verzweiflung, Selbsthass, Erschöpfung, dem Wunsch nicht mehr aufwachen zu müssen und Suizidgedanken geprägt.
Phase 12: Völlige Erschöpfung – In dieser Phase kommt es zum körperlichen (Krankheit), psychischen und emotionalen Zusammenbruch; es handelt sich nun um einen absoluten Notfall.
Diese Liste ist von https://www.asu-arbeitsmedizin.com
Selbsttest für sozial engagierte
Das Ergebnis wird Dich überraschen.
Heute ist der 18.12.2022. Mir geht es sehr gut. Ich schlafe gut, bin emotional stabil, arbeite derzeit sehr wenig und dennoch hatte ich soeben im Selbsttest ein mittleres Risiko mit 42 Punkten.
Wie auch Nicole im Podcast berichtet, ist uns häufig nicht bewusst, wie belastet wir täglich sind.
Deshalb sind aktive und gezielt geplante Auszeiten so enorm wichtig.
Hol Dir eine erste Unterstützung, um in Deiner Hilfsbereitschaft nicht auszubrennen.
Über Burnout und sozial berufen
Im Januar 2021 war ich zu Gast beim Pädcast, einem Podcast der Plattform:
Digitale Bildung für das Sozialwesen!
In diesem Interview spreche ich über den Beginn von sozial berufen.